Sozialverbände haben die Bundesregierung aufgefordert, ausreichend finanzielle Mittel für die geplante Kindergrundsicherung bereitzustellen. Der dafür veranschlagte Mehrbedarf von zwölf Milliarden Euro könne maximal ein Anfang sein, die tatsächlichen Kosten müssten eher doppelt so hoch veranschlagt werden, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Brief der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Zukunftsforums Familie.
"Seit Jahrzehnten stagniert die Armut von Kindern und Jugendlichen in unserem Land auf hohem Niveau", so der Präsident des AWO-Bundesverbandes, Michael Groß. Für Kinder, die unter Armutsbedingungen aufwuchsen, seien die Folgen verheerend: "Ihr Selbstwertgefühl leidet, sie haben schlechtere Chancen auf ihrem Bildungsweg und ihr Risiko, krank zu sein, ist deutlich höher."
Die Sozialverbände fordern deshalb eine angemessene und armutsfeste Höhe der Kindergrundsicherung sowie eine automatische Auszahlung an alle Anspruchsberechtigten. "Darüber hinaus sollte eine Kindergrundsicherung eine sozial gerechte Familienförderung anstreben, die armutsbetroffene Familien mehr unterstützt als wohlhabende Familien", betonte die Vorsitzende des Zukunftsforum Familie, Britta Altenkamp.
Das Schreiben richtet sich demnach an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), dem die Verbände eine "Blockadehaltung" bei der Finanzierung der Kindergrundsicherung vorwerfen. Zuletzt hatte es innerhalb der Regerungskoalition eine Auseinandersetzung zwischen Lindner und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) über die Höhe der Gesamtausgaben für die Kindergrundsicherung gegeben. Paus hatte einen Mehrbedarf von zwölf Milliarden Euro veranschlagt, Lindner hatte das Konzept als unausgereift bezeichnet. Eine Einigung für den kommenden Haushalt gibt es noch nicht.
AWO und das Zukunftsforum Familie sind den Angaben zufolge Teil des Bündnis "Kindergrundsicherung", dem daneben unter anderem auch die Diakonie, der Deutsche Kinderschutzbund, pro familia, Save the Children und der Paritätische Gesamtverband angehören. (KNA)