Zu seinem 20-jähriges Bestehen konnte der Familienbund der Katholiken im Bistum Osnabrück am 7. September im Forum am Dom die Glückwünsche von zahlreichen Gästen entgegennehmen. Ulrich Hoffmann, Präsident des Bundesverbandes des Familienbundes würdigte in seinem Festvortrag unter der Überschrift „Rente sich wer kann!“ das familienpolitische Engagement des Verbandes.
Gegründet wurde der Familienbund im Bistum Osnabrück am 1. September 2003 in Georgsmarienhütte. Schon damals hatte er sich zum Ziel gesetzt, die Interessen von Eltern und Kindern in Politik, Gesellschaft und Kirche zu vertreten. Er ist der Dachverband von acht Mitgliedsverbänden und weiteren sieben Einrichtungen der Familienbildung. Im Bistum Osnabrück bündelt der Familienbund die familienpolitischen Positionen von rund 95.000 Mitgliedern.
Vor rund 50 geladenen Gästen zum 20. Geburtstag des Familienbundes hielt Ulrich Hoffmann, Präsident des in Berlin ansässigen Bundesverbandes, den Festvortrag. Dabei ging er auf die Anliegen der seit August im Forum am Dom zu sehenden Ausstellung mit Cartoons von Thomas Plaßmann ein, die ebenfalls unter der Überschrift „Rente sich, wer kann!“ stand. Mit spitzer Feder hatte der bundesweit bekannte Cartoonist eine mangelnde Familiengerechtigkeit im System der Sozialversicherungen auf’s Korn genommen. Die Jubiläumsveranstaltung des Familienbundes war gleichzeitig die Finnisage zur Ausstellung.
„Der Tanker Rente ist in Not. Es liegt in gewisser Weise eine Havarie des Rentensystems vor“, hob Ulrich Hoffmann in seinem Beitrag hervor. Die Misere in der Rente habe auch strukturelle Gründe. Und diese ließen sich durch gute Familienpolitik beeinflussen, konstatierte der Präsident des Familienbundes.
Hoffmann weiter: „Die Entscheidung, kein weiteres Kind zu bekommen, ist für viele Familien derzeit auch eine finanzielle Entscheidung. Eine große Familie können sich viele Paare heute schlicht nicht mehr leisten.“ Das Rentensystem gründe als Generationenvertrag auf den finanziellen Beiträgen der Arbeitnehmer und auf die kostenaufwendige Erziehung von Kindern, die künftig Beitragszahler seien. Die Bemessung der Rentenbeiträge berücksichtige jedoch nicht, dass die Familien bereits mit der Kindererziehung in die Zukunft der Rentenversicherung „einzahlen“. Einen Freibetrag in Höhe der Unterhaltspflicht, der die reduzierte Leistungsfähigkeit der Familien berücksichtige, gebe es bisher nur bei der Besteuerung, aber nicht bei der Rente. Das führe bei Familien zu Armut
Hier habe sich der Familienbund als Unterstützer von Klagen verschiedener Familien bis hin zum Bundesverfassungsgericht engagiert. Ziel sei es gewesen, auch bei den Sozialversicherungsbeiträgen Freibeträge analog zum Steuerrecht für unterhaltspflichtige Kinder zu erwirken.
Gerade weil das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr die Forderungen des Familienbundes nach Freibeträgen in den Sozialversicherungen nicht in vollem Umfang in seine Entscheidung einbezogen habe, seien weiterhin politische Gespräche in dieser Sache notwendig, betont Ulrich Hoffmann. Der Familienbund bleibe in der Rentenpolitik „an Bord“.
Den Glückwunsch zum 20-jährigen Bestehen seitens der Stadt Osnabrück übermittelte Bürgermeisterin Eva-Maria Westermann. Sie hob die Bedeutung der Familie hervor und würdigte den Einsatz des Familienbundes diesbezüglich. Er trage die „Werte der katholischen Kirche in schwierigen Zeiten in Politik und Gesellschaft hinein“.
Domkapitular Ulrich Beckwermert, ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, machte für das Bistum Osnabrück deutlich, dass er in seiner Familie das „Rüstzeug für das Leben“ erhalten habe. Der Famlienbund sei wichtig für den Eintritt für soziale Gerechtigkeit. Er sei „einer der wenigen katholischen Akteure, der die Anliegen von Familien in die Politik hineintrage“.
Ihre Verbundenheit mit dem Familienbund Osnabrück machte Katharina Abeln, Vorsitzende des Katholikenrates, in ihrem Grußwort deutlich. Der Familienbund benenne soziale Ungerechtigkeiten und rege auch durch die Ausstellung „Rente sich, wer kann“ zum Nachdenken an. Dankbar sei sie darüber hinaus für die innerkirchlichen Positionierungen des Familienbundes für schnelle Reformen.
Zu Beginn hatte der Familienbund in die "Kleine Kirche" eingeladen, wo die Gäste im Chorraum sitzend einen stimmungsvollen Gottesdienst feierten.
In ihrem Rückblick auf 20 Jahre Familienbund Osnabrück hoben die Vorsitzenden Hedwig Buhl, Thomas Steinkamp und Mathias Owerrin besonders die familienpolitischen Kontakte hervor. So hatte der Familienbund vor der letzten Bundestagswahl alle Direktkandidaten auf dem Gebiet des Bistums Osnabrück im Vorfeld dazu befragt, was sie zur Unterstützung von Familien im Fall ihrer Wahl auf den Weg bringen wollen. Die Rückmeldungen dazu wurden auf der Homepage des Familienbundes und in den sozialen Netzwerken veröffentlicht.
Zudem hatte sich der Familienbund innerkirchlich für die Anliegen des sogenannten Synodalen Weges stark gemacht. Insbesondere hatte er die Initiative „Out in church“ unterstützt, die sich für die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften engagiert hatte.