Vorstandswahlen und die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Mangel an familiengerechtem und bezahlbarem Wohnraum standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Familienbundes der Katholiken am 24. April in der Katholischen Landvolkhochschule Oesede. Dr. Gerrit Schulte, Vorsitzender des Caritasrates im Bistum Osnabrück, führte in die aktuellen Diskussionen um bezahlbares Wohnen ein und verdeutlichte die damit verbundenen Problemlagen.
Gerrit Schulte informierte darüber, er sei allein in den vergangenen Tagen mit verschiedenen Fällen in Berührung gekommen, in denen Menschen mit dem Problem der akuten Wohnungsnot konfrontiert worden seien. Die aktuelle Misere betreffe sowohl Menschen in schwierigen Lebenssituationen wie einer Trennung von der Partnerin als auch „Normalverdiener-Familien“, die keine Wohnung fänden oder die „von ihrer Miete aufgefressen werden“.
„Die Wohnungsnot wird durch Zuwanderung zwar verschärft. Das ist aber nicht ihre Ursache“, macht Schulte deutlich. Das Problem sei „hausgemacht“, da die Beschäftigung damit seit Jahren vernachlässigt worden sei. Dazu erläuterte der Vorsitzende des Caritas-Rates: „Kommunale Bestände an Wohnraum wurden oft an private Investoren verkauft. Man hat dem Markt vertraut.“ Die Folge sei, so Schulte, dass hier Konzerne agieren, die Renditen erwarten. Wohnen sei jedoch ein Menschenrecht, das auch politisch gefördert werden müsse. Sein Fazit zog der Referent mit dem Schlusssatz: „Die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes ist möglich, wenn es gewollt ist.
Einstimmig verabschiedete die Versammlung einen Aufruf an Kirchengemeinden und Politik, in dem der Einsatz für familiengerechten und bezahlbaren Wohnraum gefordert wird. Eine an den Bedürfnissen orientierte Wohnung gehöre zu den Grundbedürfnissen des Menschen, heißt es darin. Allerdings sei in vielen Regionen Deutschlands entsprechender Wohnraum inzwischen Mangelware. Mehr als ein Drittel des Einkommens müsse nicht selten für Miete und Wohnkosten aufgewendet werden. Familien und Alleinerziehende seien hier besonders betroffen.
In dem Aufruf werden die Pfarrgemeinden dazu aufgefordert, das Thema „Wohnen“ noch deutlicher in den Blick zu nehmen. Durch ihre gute Vernetzung könnten Kirchengemeinden insbesondere für Familien Unterstützung bei der Wohnungssuche bieten. Es sei daran gedacht, dass Gemeinden eine Moderatorenfunktion bei der bedarfsgerechten Verteilung von Wohnraum wahrnehmen sollten. So könnten beispielsweise ältere Gemeindemitglieder begleitet werden, die darüber nachdenken, ihre inzwischen zu große Wohnung mit einer Familie zu tauschen, dabei jedoch in ihrem Quartier wohnen bleiben möchten, um soziale Bezüge und Anbindungen nicht zu verlieren.
Außerdem sollen Kirchengemeinden Modellprojekte für Wohnungsneubau unterstützen, so die Positionierung des Familienbundes. Dazu könne man kircheneigene Grundstücke kostengünstig zur Verfügung stellen, um so die Investitionskosten und damit den Mietzins im Rahmen zu halten.
Darüber hinaus fordert der Familienbund auch politische Steuerungen, um Rahmenbedingungen für ein bedarfsgerechtes und bezahlbares Wohnen zu schaffen. Konkret benennt der Verband die Erhöhung der Quote von Sozialwohnungen und die Berücksichtigung einer Konzeptqualität mit sozialen Aspekten bei der Veräußerung von Grundstücken zur Bebauung sowie die Verlängerung der sozialen Bindung geförderten Wohnraumes. Für den ländlichen Bereich fordert der Familienbund eine Verbesserung von Nahversorgung und öffentlichem Verkehr sowie die Nachverdichtung unter Berücksichtigung einer Mischung von Jung und Alt. Ein Ort, in dem es keinen Kindergarten, keine Schule, keinen Arzt oder auch keine Einkaufsmöglichkeit gibt, sei gerade für Familien wenig attraktiv.
Bei den Vorstandswahlen des Familienbundes wurde Hedwig Buhl aus Bohmte als Vorsitzende gewählt. Sie komplettiert damit das vierköpfige Team der gleichberechtigten Vorsitzenden, in dem auch Marga Apke (Hagen a.T.W.), Heike Geers (Kettenkamp) und Meike Wenzel (Osnabrück) tätig sind.
Dr. Martina Kreidler-Kos (Bramsche), Kunigunde Dallmöller (Osnabrück), Manfred Holtermann (Bersenbrück) und Thomas Steinkamp (Bad Laer) wählten die Delegierten der Versammlung als Beisitzer in den Vorstand. Bestätigt im Amt des Geistlichen Beirates wurde Dechant Johannes Bartke aus Haselünne.
Der neue Vorstand des Familienbundes (von links): Peter Klösener (Geschäftsführer), Meike Wenzel (Vorsitzende), Marga Apke (Vorsitzende), Thomas Steinkamp (Beisitzer), Johannes Bartke (Geistlicher Beirat), Hedwig Buhl (Vorsitzende), Manfred Holtermann (Beisitzer), Kunigunde Dallmöller (Beisitzerin), Heike Geers (Vorsitzende) – nicht auf dem Bild: Dr. Martina Kreidler-Kos