Die Neue Osbnabrücker Zeitung hat von einer Familie berichtet, die sich mit drei Kindern auf die Wohnungssuche gemacht hat. Ihre Erlebnisse ließen sie an der Kinderfreundlichkeit einiger Osnabrücker zweifeln. Drei Kinder schienen offensichtlich für potenzielle Vermieter ein Problem darzustellen und dabei ging es noch nicht einmal um die bezahlbare Miete. Auch in Mietangeboten sind zuweilen ausdrücklich keine Kinder erwünscht: siehe NOZ-Bericht dazu.
Peter Klösener, Geschäftsführer des Familienbundes im Bistum Osnabrück, hat dazu einen Leserbrief eingereicht:
Zum Artikel „Aber nicht mit Kindern …“ (Ausgabe vom 2. Dezember)
Familien bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum unterstützen
In allen möglichen Zusammenhängen wird immer wieder betont, wie wichtig Kinder für unsere Gesellschaft sind. Dieser Artikel macht jedoch in eklatanter Weise deutlich, welchen Herausforderungen sich Familien mit Kindern aktuell zusätzlich gegenüber sehen.
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt wird an vielen Stellen beklagt. Die entsprechenden Auswirkungen sind gerade für Familien mit Kindern schon aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten katastrophal. Naturgemäß benötigt eine Familie mit mehreren Personen eine größere Wohnung als ein Single. Wenn dann für die Miete aufgrund der hohen Quadratmeterpreise jedoch 40 Prozent oder noch mehr des Einkommens aufgewendet werden muss, kann man nicht mehr von familiengerechten Rahmenbedingungen sprechen. Die Organisation „donum vitae“ berichtet, dass in der Schwangerenkonfliktberatung nicht selten die Wohnungssituation den Wunsch nach Kindern zunichtemacht.
Bereits vor der „Mietenexplosion“ zeigten diverse Studien, dass das Armutsrisiko für Familien mit der Anzahl ihrer Kinder steigt. Für Alleinerziehende stellen sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch bedrohlicher dar. Diese prekäre Situation wurde durch die Mietpreisentwicklung in den vergangenen Jahren noch deutlich verschärft.
In dieser Situation brauchen wir Menschen, die Rücksicht und Unterstützung gegenüber Familien über die eigenen wirtschaftlichen Interessen stellen. Zudem bedarf es konkreter – auch politischer – Anstrengungen, mit denen eine wirksame Mietpreisbremse und neuer familiengerechter und bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann.
Ergänzend sollten auch Möglichkeiten zum Wohnraumtausch in Betracht gezogen werden. Nicht selten wohnen ältere alleinstehende Menschen in für ihren Bedarf zu großen Wohnungen oder Häusern, deren Instandhaltung sie inzwischen selbst überfordert. Wenn sie dabei unterstützt werden könnten, eine auf ihren Bedarf zugeschnittene kleinere Wohnung in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu finden, könnten durchaus familiengerechte Wohnungen im Bestand erschlossen werden.
Wer sich beklagt, dass die Rentenversicherungsbeiträge steigen, dass das Rentenniveau sinkt, dass Fachkräfte fehlen und dass politische Entscheidungsträger überaltert sind, der sollte erst einmal dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft auch wirklich dazu einlädt, sich bewusst mit Kindern auf den Lebensweg zu begeben.
Peter Klösener
Geschäftsführer des Familienbundes der Katholiken im Bistum Osnabrück