Gemeinsam Sorge tragen – für Familien und Demokratie
Gemeinsam Sorge tragen – für die Demokratie und für Familien
In Deutschland, aber auch in weiten Teilen Europas und weltweit, erleben wir gegenwärtig eine wachsende Hinwendung zu populistischen und extremistischen Haltungen. Zunehmend werden demokratische Prozesse und rechtsstaatliche Prinzipien in Frage gestellt und diffamiert. Das Vertrauen in politische und staatliche Institutionen sinkt. Im gesellschaftlichen Diskurs wird zunehmend unsachlich und aggressiv kommuniziert. Aktuelle wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sowie eine wachsende Ungleichheit tragen zum Vertrauensverlust in die Demokratie und zur Hinwendung zu populistisch argumentierenden Parteien bei. Diese Entwicklung zeigt: Demokratie ist kein Selbstläufer. Die Gesellschaft muss sich fortwährend darum bemühen, demokratische Prinzipien zu leben, mitzugestalten und für sie einzutreten. Daraus erwächst ein Auftrag an uns alle.
Der Familienbund der Katholiken versteht sich als demokratischer Akteur. In Übereinstimmung mit dem christlichen Menschenbild tritt er für demokratische Vielfalt, Respekt, Toleranz und Solidarität mit Minderheiten und Schwächeren ein.
Die Grundlagen unserer Orientierungen und Positionen sind das christliche Menschenbild und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Alle Menschen genießen die gleiche Würde und den gleichen Schutz der Grundrechte. Ausdrücklich stellen wir uns an die Seite von Menschen, die Diskriminierung erfahren, sei es zum Beispiel aufgrund von Herkunft, Geschlecht, der Hautfarbe oder der sexuellen Orientierung.
Bereits 2019 haben die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland ein Gemeinsames Wort unter dem Titel „Vertrauen in die Demokratie stärken“ veröffentlicht. Dort heißt es: „Es braucht die Einhaltung ungeschriebener Voraussetzungen der Demokratie in Form einer demokratischen Sittlichkeit. Dies umfasst wesentlich den Respekt des jeweils anderen, die Anerkennung demokratischer Spielregeln, eine Bereitschaft zum Kompromiss sowie die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen, selbst wenn man anderer Meinung ist.“
Diese Grundsätze bilden das zentrale Gerüst einer demokratischen Gesellschaft. Der Familienbund fordert dazu auf, sie im politischen wie im gesellschaftlichen Diskurs, offline wie online, ernst zu nehmen. Es gilt, die Sachargumente in der Debatte zu stärken und Intoleranz und Herabwürdigung entschieden entgegenzutreten. Demagogie und populistische Hetze sind als Mittel der politischen Auseinandersetzung nicht zu akzeptieren.
Kirche, Staat, Vereine und Institutionen der Zivilgesellschaft müssen jenen, die im politischen Diskurs sachkundig und engagiert gegen populistische und extremistische Äußerungen Stellung nehmen, die notwendige Unterstützung und Rückendeckung gewähren.
Der Familienbund sieht sich als christlich geprägter Familienverband in der Verantwortung für unsere Gesellschaft und damit für die Familien, die in ihr leben. Eine freiheitliche und am christlichen Menschenbild orientierte Familienpolitik bedeutet, Politik für Familien um ihrer selbst willen zu machen und Familien in ihrer Vielfalt anzuerkennen. Eine Instrumentalisierung von Familien für völkische und nationalistische Zwecke lehnen wir klar ab. Wir wenden uns gegen rechtspopulistische, rechtsextremistische und demokratiefeindliche Haltungen. Familien brauchen Demokratie, um ihre Vielfalt in gestalterischer Freiheit und unbehelligt von staatlichen Eingriffen leben zu können. Die Demokratie braucht Familien, die demokratische Grundwerte im Alltag leben und an die junge Generation weitergeben.
In Anbetracht der kommenden Wahlen – in Europa, auf Landes- und kommunaler Ebene, sowie perspektivisch auch auf der Ebene des Bundes – ruft der Familienbund dazu auf, vom demokratisch verankerten Wahlrecht Gebrauch zu machen. Während andernorts für diese Freiheit gerungen wird, ist die Wahlbeteiligung hierzulande gesunken. Der Familienbund sieht eine wichtige Aufgabe von Politik und Gesellschaft darin, Vertrauen in politische Prozesse zurückzugewinnen. Er appelliert gleichzeitig an die Wählerinnen und Wähler, durch eine Entscheidung für demokratische Parteien und das Engagement in ihnen Verantwortung zu übernehmen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und eine offene und zukunftsfähige Gesellschaft – für heutige wie kommende Generationen.
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