02.06.2025

Einsamkeit von Kindern ist ein Alarmsignal – Familien brauchen mehr Zeit füreinander

Allgemeine politische Ziele
Pressemitteilungen
Portrait eines traurigen Kindes vor einem schwarzen Hintergrund

von AungMyo/ AdobeStock 373227911

Berlin, 2. Juni 2025 – Nach der bundesweiten Aktionswoche gegen Einsamkeit und angesichts alarmierender Zahlen des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in der aktuellen Studie „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ ruft der Familienbund zu entschlossenem Handeln gegen Einsamkeit auf. Denn Einsamkeit ist kein Phänomen des Alters – sie betrifft bereits die Jüngsten in unserer Gesellschaft.

„Die Ergebnisse der DJI-Studie müssen ein Weckruf für die Politik sein“, erklärt Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken. „Wenn sich immer mehr Kinder einsam fühlen, ist das nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches Versäumnis. Eltern fehlt es zunehmend an Zeit, um ihren Kindern die notwendige Zuwendung und Geborgenheit zu geben – und das ist kein persönliches Versagen, sondern Ausdruck struktureller Defizite.“

Mehr als jedes fünfte Kind im Grundschulalter fühlt sich zumindest gelegentlich einsam. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig gemeinsame Zeit in Familien ist und wie wichtig es ist, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachhaltig zu verbessern.

Besonders betroffen sind Kinder aus Ein-Eltern-Haushalten (28 Prozent) und aus Stieffamilien (33 Prozent). Auch finanzielle Belastungen der Familie verstärken das Gefühl der Isolation. „Diese Zahlen sind erschütternd und zeigen, dass Einsamkeit eine stille, aber tiefgreifende Bedrohung für das Wohlbefinden und die Entwicklung unserer Kinder ist“, sagt Ulrich Hoffmann. 

Die Studienergebnisse machen außerdem deutlich: Einsamkeit und auffälliges Verhalten stehen in engem Zusammenhang. Kinder, deren Verhalten als auffällig eingestuft wird, berichten häufiger von Einsamkeit. Die Ursachen sind vielschichtig – klar ist jedoch: Soziale Isolation in jungen Jahren kann schwerwiegende psychische und soziale Folgen nach sich ziehen.

Auch junge Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren sind stark von Einsamkeit betroffen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat bereits 2024 ergeben, dass sich 35 Prozent moderat einsam und weitere 10 Prozent stark einsam fühlen. Die Stiftung verweist in einer aktuellen Studie auf die demokratiegefährdende Dimension dieses Problems: Einsame junge Menschen fühlen sich weniger politisch wirksam, was langfristig das Vertrauen in demokratische Prozesse untergräbt.

Die Ursachen für Einsamkeit bei Kindern sind vielfältig, doch ein zentrales Problem bleibt der Zeitmangel in Familien. Viele Eltern stehen unter dem Druck, Erwerbsarbeit, Kindererziehung und oft auch Pflegeverantwortung unter einen Hut zu bringen. Die Folge: Gemeinsame Familienzeiten werden zur Ausnahme, und Kinder erleben zu wenig Alltagsnähe und Unterstützung.

„Die Antwort auf diese Entwicklung darf nicht lauten, Eltern noch mehr Erwerbsarbeit zuzumuten. Wer Vereinbarkeit nur als Frage von mehr Arbeitsstunden und flexiblen Arbeitsmodellen versteht, verkennt die Bedürfnisse von Kindern und Familien“, so Hoffmann weiter. „Wir brauchen eine Familienpolitik, die echte Wahlfreiheit ermöglicht, Zeitwohlstand fördert und Familien entlastet – nicht noch mehr Arbeitsverdichtung auf Kosten der Kinder.“

Der Familienbund begrüßt daher ausdrücklich den Appell von Bundesbildungsministerin Karin Prien zur Bildung einer „Allianz gegen Einsamkeit“. „Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen aller gesellschaftlichen Akteure – von der Politik über die Bildungseinrichtungen bis hin zu Verbänden und Kirchen“, so Hoffmann weiter. „Besonders Schulen, Kitas und Familienzentren sind gefordert, Einsamkeit frühzeitig zu erkennen und Kindern Wege zu sozialer Teilhabe zu eröffnen. Einsamkeit darf nicht zum Normalzustand für Kinder werden“, mahnt Hoffmann. 

Die vollständige Pressemitteilung als pdf.

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